Eigentlich sollte es nur ein netter Abend unter alten Freunden werden: Jean-Luc trifft seinen Studienfreund Christophe nach Jahren auf der Straße wieder und lädt ihn spontan zu sich und seiner Verlobten Nathalie zum Abendessen ein. Während das Vorzeigepärchen Jean-Luc und Nathalie das Essen vorbereitet, haben Christophe und seine Freundin Patricia einen heftigen Streit am Hinweg. Patricia hat nun noch weniger Lust auf ein Abendessen, bei dem sie überhaupt niemanden kennt und beschließt, den ganzen Abend kein Wort von sich zu geben. Aber erst nach und nach bemerken die turtelnden Gastgeber Patricias Schweigen. Könnte es sein, dass sie etwa kein Französisch spricht? Dass sie Ausländerin ist?
Mit diabolischem Vergnügen erkennt Patricia die Situation und steigt in das perfide Spiel ein: Plötzlich redet sie eine Phantasiesprache und erfindet ein vom Krieg heimgesuchtes Heimatland. Bei den Gutmenschen Jean-Luc und Nathalie löst Patricias Geschichte eine Welle von Solidarität und Mitgefühl aus, die den Abend schlussendlich in immer groteskere Bahnen laufen lässt…
Der Autor, Regisseur und Schauspieler Gilles Dyrek landete mit seinem 2003 uraufgeführten Stück Venedig im Schnee einen Volltreffer. Diese bissige Komödie entlarvt in pointierten Dialogen nicht nur so einige gängige Vorurteile, sondern nimmt auch gleich unsere ganze Betroffenheits-Gesellschaft gehörig aufs Korn und zeigt mit treffsicherem Witz, wie schnell Höflichkeit zur Heuchelei werden kann. Vielleicht ist diese Farce heute – nach über zwanzig Jahren – sogar noch aktueller geworden, jedenfalls aber ist sie ein Leckerbissen für VollblutschauspielerInnen und das Publikum.